18.6.16

Flüchtlingshilfe?!


Wenn ich das richtig sehe, haben wir folgende Situation: 1% der Weltbevölkerung besitzt laut Oxfam-Bericht mehr als die restlichen 99% zusammen. Die ärmsten Länder sind gleichzeitig die Länder, bei denen wir uns seit Jahrhunderten bedienen: Laut des Human Development Index (HDI) der Vereinten Nationen liegt zum Beispiel die Zentralafrikanische Republik auf dem drittletzten Platz (185), obwohl es neben Diamanten und lauter so Zeug auch bedeutende Uranlagerstätten besitzt. Die gehören allerdings zu 90% einem französischen Konzern (UraMin-Skandal). Noch mieser ist die Lage im Kongo (Platz 186), dabei ist das Land eines der rohstoffreichsten der Welt. Und an letzter Stelle des HDI steht Niger, das 40% des französischen Uranbedarfs liefert. Trotzdem liegt das Pro-Kopf-Einkommen im Niger bei 910 KKP Dollar. Zum Vergleich Frankreich: knapp 40.100 KKP-Dollar. In vielen afrikanischen Staaten ist das so. Erdgas, Erdöl, Gold, Kupfer, Seltene Erden - Afrika hat es, ein paar Eliten schöpfen es ab.

Da muss man sich nicht über Völkerwanderungen wundern, wenn Internet und Mobilfunk daherkommen und man nun in der Sahel-Zone liest/sieht/hört, dass zwei-, dreitausend Kilometer nördlich Millionen von Menschen morgens Trinkwasser über sich rieseln lassen und dabei in 90 Sekunden (!) so viel verbrauchen, wie einem Afrikaner durchschnittlich für den Tag zur Verfügung steht. Wenn er Glück hat. Schließlich fehlt 40% der Bevölkerung der Subsahara der Zugang zu (sauberem) Wasser. Dass wir 15.000 Liter Wasser zur Herstellung eines einzigen Kilo Fleischs verbrauchen, um (unter anderem) 1.500 Wurstsorten herstellen zu können, spielt da schon gar keine Rolle mehr. Und dass Deutschland als drittgrößter Waffenexporteur der Welt für Millionen von Kriegsflüchtlingen in höchstem Maße mitverantwortlich ist, sollte auch xenophoben AfD-Charakteren einleuchten.

Was nun passiert, ist allerdings bemerkenswert. Wir machen richtig gute Geschäfte mit diesen Menschen. Die "Refugees Welcome"-Euphorie legte sich relativ schnell, statt Hippie-Mädchen übernahmen Wirtschaftsbosse und Politiker das Regiment. Der hart erkämpfte Mindestlohn wackelt plötzlich und es wird geklotzt: Rund 94 Milliarden Euro macht der Bund bis 2020 locker, also 26,8 pro Jahr. Das könnte auch mehr werden, wer weiß das schon so genau. Aber wer bekommt denn diese Milliarden? Klar, es gibt Sozialleistungen. Aber sollten da nicht gerade 600 Millionen Euro für Hotelzimmer ausgegeben werden (alleine in Berlin, wohlgemerkt)? Und die Bauindustrie reibt sich nach Jahren der Rezession auch die Hände.

Nun sind Milliarden, die in den sozialen Wohnungsbau fließen, ja eine sehr gute Sache. Und dass wir wieder über deutsche Tugenden nachdenken auch. Und dass Lehrer uns nicht mehr zum Flughafen fahren, sondern lehren - auch super. Das Problem ist nur, dass man mit den 95 Milliarden in den Ländern Afrikas sicher viel nachhaltigere Ergebnisse erzielen würde. Wohlgemerkt - das sind 95 Milliarden, die alleine Deutschland aufbringt. Und zwar relativ locker. Die EU könnte dreistellige Millardenbeträge nutzen, um Länder aufzubauen, statt sie wegzubomben, zu versklaven, mit alten Hähnchen oder Wohlstandsmüll zu überfluten.

Das "Mare Nostrum"-Programm kostete 114 Millionen Euro pro Jahr, "Operation Triton" kostet nun 38 Millionen und die "Operation Poseidon" 18 Millionen. 2016 gibt es für beide Missionen zusätzliche 45 Millionen Euro von der Brüsseler Kommission. Kilometerlange Zäune, Grenzbeamte, Flüchtlingslager, Erstversorgung etc. gibt es auch nicht umsonst. Klar, auch Konzerne wie IKEA wollen mitmischen. Vor allem, wenn die UN mal schnell 10.000 von diesen 1000$-Butzen kauft (= 10 Mios, *Ka-Tsching*). Nur die Schweizer schauten genauer hin und zweifeln seither die schwer begeisterte IKEA-eigene Studie an. Wie auch immer: Es dürfte sich auf Dauer mehr rechnen, die Quellen des Übels anzugehen.

Im Grunde würde es ja schon reichen, wenn man aufhört, diese Länder zu verarschen. Wenn diese Milliarden kein Hilfspaket, sondern eine Investition sind. Was spricht dagegen, das Geld europäischen Firmen in die Hand zu drücken, um in Afrika Häuser, Schulen, Krankenhäuser und Kläranlagen zu bauen? Das Geld bleibt im Grunde in Europa, die Bauindustrie jubelt, die Menschen vor Ort auch und sicher kann man dann auch über Schürfrechte reden. Wenn man dann bitte langsam mal aufhören könnte, Diktatoren einen Geldkoffer vor die Tür zu stellen...

Naiv? Vielleicht. Ich wollte es trotzdem mal gesagt haben.


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