IKEA = Online-Neandertal

Ah, die Schwedenmöbel. Hatte gerade mal wieder das Bedürfnis, meine Wohnung mit rechtwinkligem Sperrholz-Imitaten vollzustellen und musste erfahren, dass IKEA das Online-Zeitalter weiterhin mehr oder weniger ignoriert. Das fängt schon mal damit an, dass es mir nicht möglich ist (Stand: Juni '16), über Chrome oder Firefox eine Bestellung abzuschließen. Nur mit Explorer/Edge bekomme ich die Versandkosten etc. Liegt evnt. an mir/meinem PC, glaube ich aber nicht, da ich extrem viel im In- und Ausland bestelle und sonst NIE (!) Probleme habe. Aber es geht ja noch weiter...

• Nach der Bestellung bekomme ich ein "vorläufiges Lieferdatum", was (bei mir) immer deutlich über eine Woche später war - von Amazon-Geschwindigkeit, die heutzutage ja selbst die meisten eBay-Verkäufer bieten, ist der Saftladen mit seinen 147.000 Mitarbeitern und den 28,7 Milliarden Euro Umsatz also WEIT entfernt. 
• Eine bequeme Sendungsverfolgung gibt es nicht - man muss selbst raussuchen, ob die Waren per Spedition oder DHL kommen, welche Ordernummer man zugeteilt bekam und WO man bestellt hat. Siehe Bild: "Bitte fülle das Formular aus"... Hallo? Bei Amazon ist das mit einem einsamen Klick erledigt.
• Apropos Amazon: 60 kg Geschirrspüler in die 2. Etage = Null Euro Versand. Ikea: Eine Matratze = 49€. Zugegeben: Wenn man Kleinkram bestellt, sinken die Lieferkosten dramatisch: Dann kommt DHL zum Einsatz und man bezahlt 6,90€. Was allerdings immer noch 6,90€ mehr sind als bei Amazon.
• Schade nur, dass die DHL-Sendungsverfolgung nicht funktioniert. Ich klicke und klicke - aber DHL ist die Sendung nicht bekannt. Und das einen Tag vor der avisierten Lieferung, sieben Tage nach der Bestellung. Das ist ziemlich doof, weil Ikea ...
• ... keine Vorauszahlung, Abbuchung oder PayPal aktzeptiert, sondern ich an der Tür bezahlen muss. So richtig schön 90er-Jahre-Style. Ergo kann der DHL-Mann mein Topfset "Snitsig" nicht einfach beim Nachbarn abgeben oder eine Paketstation ansteuern. Ergo muss ich einen Tag frei machen, um den Scheiß in Empfang zu nehmen. Aber welchen Tag? Schließlich gibt es ja keine funktionierende Sendungsverfolgung. Ok, zur Post latschen geht natürlich auch. Also schön alles selbst nach Hause tragen. How convenient! Wenn da jetzt noch ne schöne Schlange bis vor die Tür steht, habe ich ja ein nahezu vollwertiges Ikea-Erlebnis. Aber warum habe ich das dann BESTELLT?
• Schaut euch mal das Bild oben genau an: Es ist KEIN Zufall, dass da KEIN Ikea-Logo hoch auf dem gelben Wagen prangt. Was markenrechtlich ja schon etwas verwunderlich ist, oder?? Nein, eigentlich nicht. Ikea leistet sich keine eigene Spedition, sondern setzt auf osteuropäische Tagelöhner. Bei meinen bisherigen drei Lieferungen standen Leute vor der Tür, die nahezu kein deutsch sprachen, nur einen klapprigen Bus besaßen und sich mit den Artikeln auch gerne mal vertun. Wer da nicht genau alle Pakete anguckt, hat dann schnell ein Bett ohne Seitenteile. Ich gehe davon aus, dass Ikea kackfrech das Dienstleistungs-Prekariat (aus)nutzt: "Ich leih' mir den Bus von meinem Schwager und hole Pakete anderer Leute ab. Und von den 49 Euro kann ich 10 behalten". Oder so. 

(DAS sieht man, wenn man nach 6 Tagen mal fragt, ob MORGEN geliefert wird oder nicht)

Fazit: Wenn Ikea, dann nur noch gebraucht über eBay-Kleinanzeigen und im eigenen Kiez. Das kostet fast nichts und ist so eine Art Recycling. Und das hat ja schon fast etwas Ganzheitliches: Schließlich bestehen die meisten Ikea-Möbel ja aus Abfall aus dem Sägewerk. Falls ihr euch mal gewundert habt, warum selbst ein kleiner Schuhschrank so ein scheißschweres Paket ergibt: Er besteht zum größten Teil aus Klebstoff, der die Sägespäne zusammenhält. Kein Witz.

UPDATE: Schön, wenn man die Sendung dann doch noch verfolgen kann - einige Stunden nachdem die Sachen eigentlich geliefert werden sollten. Und siehe da: Produkte, die massenhaft in einem der drei (!) Hamburger Läden verfügbar sind, werden zu diesem Zeitpunkt 380 Kilometer entfernt in Dortmund eingeladen. Voll öko, voll CO2-neutral, voll effizient.