1.11.08

Kunststoff aus Milch


Es ist immer wieder erstaunlich, welches High-Tech-Potential ganz einfachen Gegenständen innewohnt. Selbst so etwas profanes wie Milch kann mit etwas Forschergeist völlig neuen Anwendungszwecken zugeführt werden: Beispielsweise fanden die Chemiker Adolf Spitteler und Ernst Krische 1897 heraus, dass man aus dem in der weißen Flüssigkeit enthaltenen "Casein" Kunststoff herstellen kann. Und der wurde bis in die 1930er Jahre auch kommerziell hergestellt. (hier eine englische Seite mit ein wenig Historie).

Dazu reichen im Grunde 1 Liter heiße Milch und 4 Esslöffel Essigessenz. Kommerzielles Casein-Plasitk, u.a. "Galalith" genannt, wird zudem mit Formaldehyd behandelt. Doch die Entdeckung, dass aus Milch erst Quark, dann Käse, dann gar nicht künstlicher Kunststoff wird, dürfte viel älter sein. Überliefert ist, dass auch schon die Fugger sogenanntes Kunsthorn aus Käse herstellten. Nur dass es damals eben keine Patentämter gab.

Als Bindemittel dürfte es schon seit der Steinzeit Verwendung finden, Zitat Seilnacht.com: "Vermutlich wurde Milcheiweiß bereits bei den Höhlenmalereien als Bindemittel benutzt. Vom Malen mit Erdfarben und Milcheiweiß aus Quark wird in althebräischen Texten berichtet. Mit Caseinleim, der aus Quark und Kalk hergestellt wurde, fertigten ägyptische und chinesische Handwerker Tischlerarbeiten an. Caseinmörtel, ein Gemisch aus Quark, Sand und gelöschtem Kalk wurde zum Bau von Gebäuden und später auch von Kirchen verwendet. Die Wandgemälde der Sixtinischen Kapelle und viele Innen- und Außenfreskos der Kirchenmaler verdanken ihre Haltbarkeit der Caseintechnik. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war seine Verwendung zur Herstellung von Holzleim ein großes Anwendungsgebiet, Färber benutzten es als Bindemittel zum Färben von Leder und Stoffen."

Auf den Seiten der Uni Münster gibt es ein PDF mit Details zur Herstellung von Casein-Kunststoff (und auch Milch-Kleber!). Und auf dieser Seite stellt jemand Milchkleber mit Natron bzw. Backpulver her.

Keine Kommentare: