27.4.14

Superabsorber


Das ist ja mal 'ne Supersache: Ein Schleimbad für Yuppies von der britischen Firma Gelicity. Handelt es sich dabei um eine produktimmanente Zielgruppenkritik? Eine sinnvollere Zielgruppe als Bankster-Flittchen sind  mit Sicherheit Kinder. Und die werden von der Tochterfirma Gelli Baff bedient (ein PDF mit weiteren Infos). Auch JellyBath stellt so ne Pampe her. Wie im Video zu sehen, wird zunächst (Bade-)Wasser in Schleim verwandelt: Von einem Polymer - einem sogenannten Superabsorber.


Genauer gesagt Sodium Polyacrylate. Superabsorber wurden ursprünglich für die Landwirtschaft und die Ölindustrie entwickelt, stecken aber seit 1987 auch in Windeln und können ein Vielfaches des Eigengewichts an Wasser aufnehmen. Im Video wird das Gel ja durch ein zweites Zauberpulver wieder zurück in Wasser verwandelt. High-tech? Mitnichten. Das ist nichts weiter als Natriumchlorid, besser bekannt als... Kochsalz! Das geht aus dem oben erwähnten PDF hervor, aber auch aus diesem von der University of Washington.

Was ist da los? Während manche Superabsorber bis zum 300-fachen des Eigengewichts an Wasser aufnehmen können, sinkt dieser Quotient zum Beispiel deutlich bei Körperflüssigkeiten - bei Zugabe von Laugen und Salzen nimmt das Quellvolumen ab, da der "osmotische Gradient" geringer ist als in reinem Wasser. Dadurch wird die Pampe dann also wieder flüssig(er).

Im angloamerikanischen Raum gibt es eine ganze Reihe von Produkten, die Superabsorber-Eigenschaften nutzen: Es gibt zum Beispiel DecoBeads, ein Granulat, das bei Wasserkontakt zu Wasserkugeln (oder -Würfeln) mutiert und die Feuchtigkeit dann über Wochen langsam an Pflanzen abgibt. Also eine Art Hydrokultur, bloß mit bunten Glibbermurmeln statt Blähton. Gibts z. B. auch bei Pearl für 6,90€. SoilMoist hat eine Doppelfunktion: Es saugt einerseits überschüssiges Wasser auf (zum Beispiel bei Balkonpflanzen) und gibt wie die DecoBeads Feuchtigkeit in Trockenphasen wieder ab. Grant Thompson zeigt hier recht ausführlich, wie man mit dem Inhalt von Erwachsenen-Windeln (!) sein Grünzeug pimpt:

Das soll 50% Wasser sparen - tut es aber nicht, wie man hier bezugnehmend auf eine Untersuchung eines Print-Magazins konstatiert. Mal abgesehen davon: Superabsorber sind zwar toxikologisch unbedenklich und werden auch beim Transport von verderblichen Gütern (Meeresfrüchte) eingesetzt. Doch sie sind NICHT abbau- oder recyclebar.

Ein weiteres, besonders überflüssiges Produkt: Plastikschnee. Natürlich hat sich schon ein deutscher Importeur gefunden, ich sag mal: Insolvenz absehbar.  Hier noch ein paar Superabsorber-Infos von "Mr. Thackwray's", ein PDF zum Thema Superabsorber aus nachwachsenden Rohstoffen, die Schulbroschüre zum Evonic-Produkt "Favor" (PDF) und eine Seite von der Uni Bayreuth.

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